Eindrücke vom Projektbesuch in El Izote im Juni/Juli 2023
von Elisabeth Bentrup
Es war mein 8. Besuch in El Salvador, aber dieser Besuch war anders:
- es war mein erster Besuch ohne Begleitung aus Deutschland,
- ich war während meiner Zeit nur im Projekt; die Zeit wurde für intensive Gespräche mit
Eltern/Großeltern, Hauseigentümerin, mit dem Personal genutzt;
- es gab keinen Ausflug mit den Kindern und ihren Eltern: Frau Depaz und ihr Team waren
sich einig, dass alles verfügbare Geld in das Haus und in Verbesserungen für die
Lernsituation der Kinder gesteckt werden sollte.
Eindrücke über die Lebensbedingungen finden sich in einem Extrabericht hier
Ein ganz normaler Ablauf im Projekt (Mo bis Fr):
- - ab 7:30h kommen die Kindergartenkinder; die Halbtagskinder werden zwischen 11:30h und 12:00h abgeholt;
- in der Regel sind es 25-30 Kinder am Vormittag, davon werden 15-18 vor dem Mittagessen abgeholt;
- - Um 12:45h gibt es ein einfaches Mittagessen für die Ganztagskinder und die Kinder, die aus der Grundschule zur Nachmittagsbetreuung kommen. (für ca. 25-30 Kinder)
- - Von 13:00h – 13:30h ist freies Spiel möglich; dazu gibt es ein Angebot im Garten und Spielefür den Innenbereich (ruhige Spiele für Einzelaktivitäten);
- - Von 13:30h bis 14:40h ist Lernzeit für alle Schulkinder (oft über 20) ; im Schlafraum schlafen ca. 10 bis 12 Kinder;
- - für alle ist dann - nach einem kleinen „Snack“ kurz vor 15h – Zeit für Karate, Sport!
- Dieses Angebot wird mit großer Begeisterung angenommen!
- Die Kinder sollten alle bis 16:30h abgeholt werden, was – solange ich da war – an keinem Tag der Fall war. Manche Kinder wurden erst gegen 17h geholt, mit der Begründung: Wir waren im Stau! Oft suchten Eltern zudem noch das Gespräch mit Frau Depaz.
- Am Samstag finden von 8h bis 12h diverse pädagogische Angebote statt: Englischunterricht, ein Malkurs und Karateunterricht für die Kinder, die während der Woche keine Zeit haben. Ein Musikkurs soll im August anfangen.
Umstrukturierungen im Projekt:
Das Büro von Frau Depaz wird in das Erdgeschoss verlegt (eine Zusatzwand wurde bereits eingebaut); es muss noch regensicher gemacht werden. Das Büro im ersten Stock wird zum neuen Schlafraum für 10 bis 12 Kinder; dieser befindet sich derzeit noch in der Bibliothek; sie ist momentan als Arbeitsraum/Rückzugsraum während der Schlafenszeit der Kleinen nicht verfügbar.
Für fast alle Räume müssen Ventilatoren angeschafft werden; der Klimawandel macht sich bemerkbar, es ist sehr, sehr heiß in den Räumen; fünf Ventilatoren wurden gekauft.
Wichtig für alle ist auch, dass jedes Kind (ob Ganztagskind oder Hortkind) einen festen Platz für seinen Rucksack und die Materialbox hat; es wurden neue Konsolen angeschafft.
Für den Gartenbereich wurden einige Außenspielsachen angeschafft; in der Regel setzt der Regen erst nach 17h ein, so dass der Garten zum freien Spiel und für Sport/-Karateunterricht genutzt werden kann.
Die Elternversammlungen:
Es fanden drei Versammlungen statt: Für die Gruppe der Kinder, die nur am Vormittag da sind, für die Ganztagskinder und für die Hortkinder, die nach der Schule kommen.
Insgesamt waren Eltern (mehrheitlich Mütter, z.T. sehr junge Mütter) und Großeltern von knapp 40 Kindern anwesend.
In offener Runde wurde gefragt,
1. warum das Kind im Projekt El Izote angemeldet wurde
- Auf Empfehlung von anderen Eltern;
- die Kinder werden mit Liebe unterrichtet,
- die Kinder entwickeln sich gut und lernen ein gutes Sozialverhalten,
- mein Kind konnten nicht richtig sprechen, hier bekommt es sehr viel Hilfe,
- die „majestras“ sind „Kümmerer“ und haben viel Geduld,
- wegen des guten Karateunterrichts,
- weil es regelmäßig Essen für die Kinder gibt,
- das Haus ist freundlich und sauber,
- die Kinder erzielen gute Resultate,
- es gibt ein breites Angebot an Aktivitäten,
- wegen der Ganztagsbetreuung,
- wegen der Unterstützung in Zeiten von Corona
2. ob es Verbesserungsvorschläge/ Anregungen für die Arbeit gibt
- Die Eltern wünschen sich für ihre Kinder
- noch intensiveren Englischunterricht, da sie in der Schule nichts lernen,
- noch mehr Personal an den Nachmittagen,
- einen Computerkurs
3. und es wurde um Unterstützung bei der Leseförderung gebeten.
- Es wurde über den Zustand der vorhandenen Bücher gesprochen. Vor Corona gab es ein gutes Sortiment an Büchern für die einzelnen Altersstufen. Während der Monate der Schließung wurden die Bücher an die Familien verteilt; (Anmerkung von mir: in der Regel gibt es in den Häusern kein einziges Buch). Nach der Öffnung und Weiterarbeit im Projekt wurden von Freunden/Bekannten zwar Bücher gespendet aber es handelte sich zum einen um ausrangierte Schulbücher, oft in schlechtem Zustand, und um Jugendbücher für Ältere.
- Sobald sich genügend Erwachsene gemeldet haben, um 1x bis 2x pro Monat in der Bibliothek Aufsicht zu machen, wird das Sortiment wieder aufgestockt. Einige Eltern/Großeltern hatten sich spontan bereit erklärt, stundenweise Aufsicht in der Bibliothek zu übernehmen. Das Programm soll im August anlaufen.
Die Arbeit mit den Kindern:
Der Tag beginnt jeweils mit einem Morgenkreis; gegen 9h ist Frühstückspause. Die Kinder bringen ihre eigenen Getränkeflaschen mit, die meisten auch ihr Frühstück. Die pädagogischen Materialien konnten dank vieler Anschaffungen aus Deutschland aufgestockt werden (stabile „second hand“ Ware).
Schwieriger fand ich die Situation am Nachmittag. Die meisten Ganztagskinder schlafen nach dem Mittagsessen, brauchen also Ruhe. Die Schulkinder benötigen aber nach dem Mittagessen eine Pause, bevor die Hausaufgabenzeit beginnt. In Zukunft soll stärker darauf geachtet werden, dass sich die Schulkinder in der Mittagspause im Gartenbereich aufhalten, die Kindergartenkinder nach dem Schlafen ebenfalls, um für die nötige Ruhe im Haus zu sorgen. Viele Schulkinder brauchen intensive Unterstützung und Zuwendung bei ihren Hausaufgaben. Für eine gute Betreuung der Hausaufgaben wird aber unbedingt eine weitere Nachmittagskraft benötigt.
Dies gilt auch für den Karate- /oder Sportunterricht. In dieser Zeit sind alle Kinder zusammen und mit Begeisterung dabei, von den 3-jährigen bis zu den 12-jährigen.
Eine große Herausforderung für alle sind die Kinder mit Beeinträchtigungen: ein autistischer Junge, ein Mädchen, das nicht spricht und einige Kinder mit erheblichen Konzentrations-problemen. Frau Depaz arbeitet mit den Kindern und deren Eltern; in den regelmäßigen Teamsitzungen werden die Fortschritte bzw. die Schwierigkeiten besprochen.
Drei Hausbesuche:
Im Inneren der drei Häuser gab es jeweils einen großen Raum, der sowohl als Küche, Schlafraum und Wohnzimmer diente. Ventilatoren und Klimaanlagen gibt es in der Regel nicht. Eines der Häuser hatte nur einen Lehmboden; man sagte mir, dass die Haustür bei starkem Regen das Wasser nicht abhalten kann.
Wie geht es weiter?
Für das Schuljahr 2023 ist jetzt Halbzeit, in der 2. Augustwoche beginnt das 2. Halbjahr.
Das neue Schuljahr beginnt in der 1. Januarhälfte. Ab Oktober laufen die Anmeldegespräche. Frau Depaz hat bereits viele Anfragen erhalten und blickt auch sorgenvoll in die Zukunft:
Die Hausbesitzerin verlangt ab Januar monatlich $100 mehr Miete und Frau Depaz ist bewusst, dass für den Nachmittag eine weitere Kraft eingestellt werden muss.
Das Team weiß um die Unterstützung der Eltern vor Ort und um die große Hilfe des Vereins „El Izote“ und aller Unterstützer*innen in Deutschland.
Diese Dankbarkeit kam oft und sehr deutlich zum Ausdruck und stärkt das Engagement aller. In ihrem Dankschreiben formuliert Frau Depaz es so:
„Zu wissen, wie viele Menschen an unserer Arbeit interessiert sind und uns unterstützen gibt uns die Kraft und den Wunsch, diese besondere Arbeit fortzusetzen.“
(Auszüge aus den Dankbriefen von Isabel Depaz und Claudia Alfara nach ihrem Besuch in Deutschland können Sie auf der Homepage lesen.
Ich hoffe, der Bericht gibt einen Einblick über die Arbeit im Projekt „El Izote“, wie ich sie im Juni diesen Jahres erleben konnte.
Elisabeth Bentrup Oberursel, im Juli 2023