Kinderförderprojekt "El Izote" El Salvador

Wir helfen Kindern!

Brief von Frau Depaz

an die Mitglieder und Unterstützer

Mejicanos, den 25. April 2017

Liebe Freundinnen und Freunde der Solidarität mit dem Projekt El Izote!


Zuallererst möchte ich im Namen meiner Kolleginnen, der Kinder und deren Eltern und im Namen des Bürgermeisters von Mejicanos unsere tiefste Dankbarkeit für all Ihre Hilfe und Unterstützung ausdrücken, die es uns möglich machen, uns unermüdlich für das Wohl unserer salvadorenischen Kinder einzusetzen.


Kürzlich haben wir Besuch von dem Ehepaar Bentrup erhalten und das war ein Licht in der Dunkelheit, in der wir täglich leben; in El Salvador leben bedeutet traurigerweise auf einem Planeten zu leben, der weit entfernt von jeglicher Zivilisation ist, von Gerechtigkeit, Demokratie und Gleichheit.


Ein Land, in dem die Natur uns gleichermaßen bestraft. Aber trotzdem verbindet uns ein starkes Band mit dem Land, von dem wir glauben, dass man dort mit am besten leben kann.


Zum Glück unterstützt auch der Bürgermeisters der Gemeinde Mejicanos unsere Arbeit, das zeigte sich auch darin, dass er das Ehepaar Bentrup und Julie und Michel, die von Kiel zu Besuch waren, empfangen hat. Bei diesem Treffen dankten der Bürgermeister und sein Team ihnen für die Unterstützung, die sie dieser Gemeinde zukommen ließen und sie bekräftigten uns gegenüber die Zusage, die Miete und den Unterhalt (Reparaturen) für das Haus zu zahlen; das ist für uns die absolut notwendige wirtschaftliche und moralische Grundlage im Projekt.


Es wurde auch die Ausstattung für unsere Bibliothek Clemens Olbrich gekauft und die Einweihung gefeiert. Die Bibliothek ist einmalig im ganzen Viertel. Es war ein unbeschreibliches Fest, zu dem viele beigetragen haben und anwesend waren, u. a. Vertreter des Bürgermeisters. Die Anwesenden haben dem Ehepaar Bentrup sehr für die erhaltene Unterstützung gedankt und so ihre Freude zum Ausdruck gebracht, dass ihre Kinder jetzt eine Bibliothek haben.


Diese wurde mit Holzregalen, Konsolen an der Wand und Büchern bestückt; aber natürlich fehlen noch viele Bücher.


Wir haben auch einen Ausflug ins Kindermuseum “Tin Marin” gemacht; für die Kinder und ihre Eltern war dies der erste Besuch dort, da es sehr teuer ist. Für sie alle war es eine schöne Erfahrung, weil es das beste Kindermuseum ist.


Wir beendeten die Woche (vor den Osterferien) mit einer Elternversammlung. Wir informierten über die Grundsätze unserer Arbeit und auch über die Unterstützung der Solidaritätsgruppen, zu denen auch das Ehepaar Bentrup gehört.


Wir erklärten unseren Jahresplan, dass wir den pädagogischen Schwerpunkt auf die Entwicklung der Kinder legen, besprachen Themen wie Ernährung, Hygieneerziehung, kündigten noch zwei Exkursionen für dieses Jahr an, Feiern mit den Familien, ein Europa-fest, ein Fest mit el salvadorianischen Spezialitäten u. a.


Im Laufe der Elternversammlung brachten einige Mütter ihre Dankbarkeit darüber zum Ausdruck, dass ihre Kinder so einen schönen Ort aufsuchen können, ganz anders als ihr Zuhause ist. Sie baten darum, sie weiterhin zu unterstützen, weil dies die Lebensbedingungen ihrer Kinder sehr verbessere.


Wir benötigen noch Vieles, z. B. müssen einige Tische und Stühle ersetzt werden, weil abstehende Splitter eine Gefahrenquelle für die Kinder sind. Es bleibt eine Herausforderung, besseres Essen auszugeben; wir hoffen, dies 2018 gewährleisten zu können. Im Moment bieten wir nur einen kleinen Snack an; einige Kinder kommen ohne Frühstück und Nachmittagskinder kommen ohne Mittagessen. Die wirtschaftliche, moralische und psychische Situation in unserem Land ist schwierig und unsere Gemeinde ist chaotisch.


Für mich ist es nicht leicht, jeden Tag traurige Geschichten zu hören, voller Verzweiflung; aber ich kann Hilfe anbieten, das lässt die Familien hoffen. Es ist keine leichte Aufgabe.
Das Ehepaar Bentrup hat jeden Tag viel gearbeitet, in einem Viertel, das zu den gefährlichsten Gegenden unserer Stadt gehört. Dazu kamen nicht selten 40° und sie litten mit uns, wenn die Kinder Geschichten von ihrer Traurigkeit und vom täglichen Hunger erzählten.


Ich weiß, dass dies alles für das Ehepaar Bentrup nicht einfach war, besonders der Tag, an dem wir alle (meine Familie, die Arbeitskolleginnen) zusammen waren und es plötzlich ein starkes Erdbeben gab, gefolgt von einem Gewitter mit Starkregen. Wir bangten um unser Leben.


Es fällt mir nicht leicht, darüber zu schreiben und nachzudenken, wie wir hier leben können? Und ich nehme wahr, dass wir El Salvadorianer*innen immer von einem Tag auf den anderen leben, mit wenig Hoffnung auf die Zukunft.


Die Tage mit dem Ehepaar Bentrup waren für mich ganz besondere Tage, sie gaben mir Mut und Hoffnung und zeigten mir, dass wir zwar in unterschiedlichen Kulturen und Welten leben, uns aber die Liebe verbindet. Und ich weiß, dass es auch für ein Leben in El Salvador Hoffnung gibt. Und ich weiß jetzt auch, dass sie verstehen, warum wir so eng mit unseren Kindern (egal welchen Alters) zusammen leben. Es ist eine Paranoia, dass etwas Schreckliches passieren könnte und wir nicht mit unseren Kindern zusammen sind.
Ich möchte jeder/jedem einzelnen von Ihnen danken, dass Sie uns diese Arbeit ermöglichen. Sie sind ein Lichtstrahl für uns, für unsere Familien und für unsere Kinder und deren Familien.


Danke, dass Sie uns zeigen, dass die Liebe Grenzen überwindet und dass Sie uns über die Entfernung hinweg begleiten und spüren lassen, dass wir nicht allein sind auf dem Weg.


Ich besuche z. Z. 3x in der Woche einen Deutschkurs, in der Hoffnung, dass ich dann, wenn ich wieder komme, direkt mit Ihnen sprechen und mich persönlich für alles bedanken kann, was Sie für uns tun.


Noch einmal, liebe Freundinnen und Freunde, vielen Dank: Ich weiß, dass es für das Ehepaar Bentrup nicht einfach sein wird, alles zu erklären, erzählen, was in unserem Leben passiert; dabei spielen Emotionen eine große Rolle.


Ich schicke eine feste Umarmung, Glück und Dankbarkeit für ihren Besuch, auch wenn die Regierung von Deutschland von einem Besuch in unserem Land abrät.
Viele Segenswünsche und die Hoffnung, Sie bald wieder zu sehen,


Umarmungen
Isabel Depaz


Mejicanos, den 25. April 2017